Stochastik in der Schule - Online-Archiv
 

Band 19 Heft 1: Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

1999 wird auch als "Goethe-Jahr" bezeichnet. So liegt es nahe, aus dem Faust - Vorspiel auf dem Theater zu zitieren:

Die Masse könnt Ihr nur durch Masse zwingen,

Ein jeder sucht sich endlich selbst was aus. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen, Und jeder geht zufrieden aus dem Haus. Gebt Ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! Solch ein Ragout, es muß Euch glücken; Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht. Was hilfts, wenn Ihr ein Ganzes dargebracht? Das Publikum wird es Euch doch zerpflücken.

Lieber Herr Goethe in memoriam, auch wenn (wir) Stochastiker Ihnen überwiegend beipflichten können - mit der siebenten Zeile liegen Sie bei uns arg daneben! (Ganz zu schweigen von der schweren Entscheidung der Autoren, welche Textverarbeitungs-Software sie einsetzen und ob sie sich für die alte oder neue Rechtschreibung entscheiden sollten.)

Sylvester game

Goethe, der geborene Frankfurter, der seinen hessischen Dialekt auch in Weimar pflegte, kannte sicher diesen (unter anderen ähnlichen Spielen) alten hessischen Silvester-Brauch: Viele fröhliche Menschen versammeln sich in Lokalen an Tischen mit im Regelfall neun Gleichgesinnten. Der Reihe nach wird gespielt. Bei einem Wurf mit drei Würfeln müssen mindestens zwei Würfel dieselbe Augenzahl zeigen, damit man in die zweite Runde kommt. Sie verläuft analog der ersten. In der dritten, der letzten Runde, wird 'gestochen', d.h. Gewinner ist/sind derjenige/diejenigen mit den höchsten drei gleichen Augen. Falls das nicht vorkommt, entscheidet die höchste Augenzahl bei zwei gleichen Würfeln; andernfalls siegt die höchste Augensumme aller drei Würfel. Der Einsatz ist gering, fünf Groschen (in Zukunft ¼ Euro!?) Die Siegprämien sind gestaffelt: wenn das Spiel schon in der ersten Runde beendet ist, ein Frankfurter Würstchen; bei Schluß in der zweiten Runde, eine Laugenbrezel; erst in der dritten resp. in weiteren Runden ein Stück Torte, ein Piccolo, eine große Flasche Sekt.

Viel Glück im Neuen Jahr wünscht Ihnen

Ingeborg Strauß